27. April 2024

Im Dunkel

Big City Berlin


Mit einer ins Kino gehen, ist ein halbes Versprechen.

Für mich hat sich dieses Versprechen noch nie eingelöst. Trotzdem sitze ich immer mit leicht schwitzigen Handflächen im Dunkel und frage leise stumm vor mich hin, was wäre wenn.

Wenn sich der Vorhang öffnet, die Werbung schon gelaufen ist und der Löwe gerade brüllt. Immerhin sollte es möglich sein.

Zwei verabreden sich fürs Kino, für einen Film, für einen dunklen Saal voller Leute und wissen, was dazugehören könnte.

Will man dieses Versprechen erreichen, sollte man, wenn sich der Vorhang öffnet, vorbereitet sein.

Mit jedem Filmbeginn, jeder neuen Szene, wenn Musik einsetzt oder abebbt, etwas explodiert oder Tränen fließen, will ich das Versprechen der Dunkelheit versuchen. Es sollte möglich sein.

Zwei sitzen also im Dunkel und man kann nie wissen. Man wartet, nestelt und wägt. Ist der Filmgenuss des anderen Menschen echt oder eine stillheimliche Ablehnung. Sind die Gedanken gebannt oder schweifen sie. Als ob eine Hand der anderen den Weg weisen könnte.

Alles verblasst – Werbung, Kritiker, Filmgenuss – angesichts der Kraft eines feuchten Händedrucks. Nur ich. Nur die andere. Und unsere vereinten Hände.

In stiller Übereinkunft. Im Dunkel. In Position. Wartend oder Genießend. Vielleicht beides, vielleicht keines.

Selbst im Dunkel hat mir noch immer der Mut gefehlt, dieses Versprechen auf die Probe zu stellen.

Die Kurzgeschichte „Im Dunkel“ als PDF herunterladen.

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