23. November 2024

Die animalische Seite der Sexualität

Walerian Borowczyk: La Bete – Die Bestie (Reihe: Bildstörung)

Die Handlung des französischen Films aus dem Jahr 1975 ist eine lange und ziemlich dürftige Entschuldigung dafür, etwas zu zeigen, was eigentlich nicht gezeigt werden dürfte: erigierte Pferdepenisse, zuckende Vaginas von Stuten, Pferdesperma und eine Frau, die mit einem Wolf-Affen-ähnlichem Wesen verkehrt, dessen „Bestien-Penis“ ziemlich viel Sperma ausstößt.

Viel mehr als tabuiersierte Bilder zu zeigen, macht der Film „La Bete – Die Bestie“ nicht, denn sowohl Handlung als auch Inszenierung sind dürftig.

Krude, belanglose Handlung

Eine amerikanische Millionenerbin soll einen französischen Adelssohn heiraten, um dessen finanziell angeschlagene Familie vor dem Ruin zu bewahren. Allerdings gibt es die Weissagung, dass der Adelssohn, der übrigens ein Pferdzüchter ist, sterben wird, sobald er heiratet. Sein Vater will ihn dennoch verheiraten, da er nicht an diese Weissagung glaubt und er mit der Hochzeit das Anwesen der Familie retten will. Der Onkel will dies nicht zulassen, da er an die Weissagung glaubt und an dem Sohn hängt. Die Kirche soll ihren Segen geben, obwohl sie von der Adelsfamilie seit Jahren nicht mehr besucht wurde. Die Familie spendet eine Glocke und die Kirche gibt anschließend ihren Segen.

Der Sage nach gibt es zudem eine Bestie, aber der genaue Zusammenhang wird nicht deutlich oder er ist mir entgangen. Die Handlung ist insgesamt krude und kaum von Belang.

Bestialische Sexualität

Obwohl die Bestie nicht in die Handlung passt und nur in traumartigen Sequenzen präsent ist, ist sie darum wichtig, da sie die Verkörperung des Themas des Films ist. Der Film behandelt das Thema Zoophilie, also die sexuelle Liebe mit Tieren. Die dürftige Handlung ist dafür bloß das Feigenblatt.

Dieses Thema setzt der Film aus dem Jahre 1975 teilweise in Bildern um, die so heute nicht mehr denkbar sind. Wenn der erigierte Penis des Biests unablässig Sperma ausstößt und das Biest die Amerikanerin überwältigt, um sich an ihr zu vergehen, dann war eine solche Inszenierung in den 1970er Jahren möglich – heute ist sie nicht denkbar. Hierin liegt die Stärke des Films. Er zeigt, dass andere Denkarten als die zeitgenössische Möglich sind, moralische Fragen bleiben an dieser Stelle unberücksichtigt.

Die Darstellungen sind als symbolische aufzufassen. Kopulierende Pferde sind ebenso symbolisch zu sehen wie eine masturbierende Millionenerbin und die Kirche wird repräsentiert durch einen ältlichen Geistlichen, der zwei junge Knaben unverhältnismäßig nah bei sich hat. Stets geht es um Sexualität, unterdrückte als negative und ausgelebte als positive Ausformung. Darum ergibt sich die Amerikanerin zu guter Letzt lustvoll der Bestie. Sie hat die animalische Seite der Sexualität in sich entdeckt und lebt diese aus.

Abseits von symbolischen Haudrauf-Einstellungen ist die Inszenierung langsam und arm an Einfällen. Analog dazu ist das Schauspiel teilweise wie eingefroren und teilweise überdreht, je nach Geschwindigkeit der aktuellen Szene.

Insgesamt ist der Film banal und wirkt – mit heutigen Augen gesehen – gekünstelt. Interessant an ihm ist die Reise durch die Zeit, rund 40 Jahre zurück. Unternehmen sollte man diese Zeitreise allerdings nur, wenn man mit den expliziten Darstellungen umgehen kann.

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