Sommerfrische Männerphantasien
Es ist eine natürliche Folge der heutigen, stets vernetzten Gesellschaft: immer mehr Menschen lernen sich über das Internet kennen. Wenn sie Dating-Portale nutzen, dann suchen sie eventuell eine Beziehung. Wenn sie Tinder nutzen, eher nicht. Es ist nur natürlich, wenn es auch Filme darüber gibt. Die romantische Komödie „E-Mail für dich“ mit Meg Ryan und Tom Hanks war einer der ersten Filme in diese Richtung und behandelte das Thema noch auf klassiche Hollywoodweise. Die deutsche Komödie „Dating Lancelot“ nimmt die Dating-Plattformen ins Visier, leider auf eine Weise, die an eine sommernächtliche Knabenphantasie erinnert.
In dem Film des Regisseurs Oliver Rihs aus dem Jahr 2011 geht es um den schüchternen, verschrobenen, Origami bastelnden Lanzelot, der dringend eine Beziehung braucht. Dabei will ihm sein frauenbewanderter Mitbewohner Milan helfen. Milan meldet Lanzelot auf einer Dating-Webseite an und kontaktiert die ersten Frauen. Die Frauen trifft Lanzelot anschließend in immer demselben kleinen, netten Stadtteilcafé zu einem Blind Date.
Interessante Anordnung, lausige Figuren, kaum Glaubwürdigkeit
Aus dieser Anordnung könnte sich eine unterhaltsame Komödie entwickeln, mit etlichen Fettnäpfen, in die Lanzelot und Milan treten könnten. Allerdings leidet der Film an einem Problem, an dem viele Komödien leiden: er ist zu oberflächlich. Stellenweise ist der Film lustig, Situationskomik stellt sich ein, aber er berührt den Zuschauer nicht. Lanzelot, sein Mitbewohner Milan, die nette, aber namenlose Bedienung des Cafés, die Figuren bleiben hölzern, wie skizziert und darum insgesamt ziemlich egal. Die Figuren sind zu normal, zu bieder, zu langweilig für diese außergewöhnliche Anordnung. Das macht sie unglaubwürdig und somit gibt es keine Identifikationsmöglichkeiten für den Zuschauer des Films.
Dies wäre zu verschmerzen, da Komödien häufig mit einem Missverhältnis zwischen außergewöhnlicher Situation und durchschnittlichen Charakteren arbeiten, um Humor zu erzeugen. Die tatsächliche Kritik an dem Film ist, dass Lanzelot unsicher, langweilig und wenig attraktiv ist und trotzdem schlafen alle, wirklich alle Blind Dates mit ihm. Dies entspricht eher einem Bubenstreich oder einer schwülen Männerphantasie als einer Komödie. Der Zuschauer sieht sich zu schnell satt an diesem wenig glaubwürdigen Szenario.
Klischeeliebe, die keine sein dürfte
Während Lanzelot noch durch sieben überaus attraktive Frauen hindurch auf der Suche nach der Liebe ist, steht sie schon gleich zu Beginn vor ihm. Die nette Bedienung aus dem Stadtteilcafé, die alle seine Blind Dates bedient, verliebt sich in Lanzelot und man weiß schon bei der ersten Begegnung, wie der Film enden wird. Das haben Filmklischees an sich und das ist oft auch nicht schlimm. Allerdings ist diese Verliebtheit viel zu weit hergeholt, woher überhaupt? Nicht nur, dass Lanzelot alle Frauen zunächst in diesem Café trifft, er sieht die Bedienung kaum an, nimmt sie nicht wahr und verhält sich ihr gegenüber wie ein Arsch .
Insgesamt ist der Bubenstreich kaum die Zeit wert, die es braucht den Film zu sehen. Eine unglaubwürdige Figur trifft Blind Dates, die allesamt Models sein könnten und die mit dieser unattraktiven Figur schlafen wollen. Anschließend kommt die durchschnittliche Frau, die sich dieses Elend angesehen hat und verliebt sich in den Protagonisten, um zum Ende des Films in eine Beziehung mit ihm zu beginnen. Dieses Happy End ist absurd. Jede halbwegs vernünftige Frau ohne ausgeprägtes Helfersyndrom würde die Finger von dem unselbständigen, verklemmten und obendrein sexuell erfahrungs- sowie uferlosen Lanzelot lassen und dasselbe sollte man als Zuschauer mit dem Film tun.