Es ist länger her, dass ich mich beim Lesen eines Interviews so sehr ertappt gefühlt habe wie bei dem Interview des Psychologen Stephan Grünewald durch „bild der wissenschaft“ (Ausgabe 5/2015).
„Wir sind süchtig nach Applaus“ sagt der Psychologe und verweist damit auf eine negative Seite der Smartphones. Demnach seien wir auf zu vielen Veranstaltungen gleichzeitig unterwegs und hetzten von einem Treffen zum nächsten. „Am Ende des Tages wissen wir nicht, was wir geschafft haben und ob das gut und sinnvoll war. Den fehlenden Werkstolz kompensieren wir durch den Erschöpfungsstolz oder das Feedback unserer Kollegen: Je erschöpfter wir am Abend aufs Sofa sinken, desto mehr Applaus hoffen wir zu bekommen.“
Die sozialen Netzwerke haben diese Veränderung insofern verstärkt, als dass die Suche nach Zustimmung über das Sammeln von Likes geschieht. Das Werk tritt in den Hintergrund und der Applaus, die Zustimmung wird wichtiger. Damit geht die Unsicherheit einher, ob die Zustimmung eine Gefälligkeit ist (ich like dich – und du likest mich) oder echte Wertschätzung ausdrückt. Grünewald folgert daraufhin, „dass die Suche nach Applaus an die Stelle einer Werkgesinnung getreten ist“.
Man sucht nicht länger ein Werk zu vollbringen, sondern lässt sich durch die kurzfristige Belohnung von Likes ablenken. Ein Werk zu erstellen kostet Zeit und benötigt Beharrlichkeit und beides geht durch die intensive Nutzung von Smartphones tendenziell verloren. Wenn wir „unsere Unruhe mit dem Smartphone ableiten, verlieren wir unsere Schöpferkraft.“ (alle Zitate: bild der wissenschaft, 5/2015, S. 25-27)
Also: Smartphone aus der Hand legen und sich einem Werk widmen, welches man am Ende als „gut“ und „sinnvoll“ bezeichnen kann.