Als sich Markus Söder Anfang Dezember an der Fritteuse hat fotografieren lassen, kam reflexartig der Hinweis: wie der Trump. Je nach politischer Couleur war das etwas weniger oder deutlich mehr skandalös. Jede Nähe zu Trump ist skandalös. Es ist aber auch ein Skandal, wie der heutige Politikbetrieb funktioniert.
Vor diesem Hintergrund ist normal, wenn Söder das Foto begründet: „Wir sind an der Seite all unserer Gastronomiebetriebe und wollen Arbeitsplätze sichern.“ Tatsächlich ist die Fast-Food-Kette Arbeitgeber für tausende Menschen, viele davon mit geringer Berufsqualifikation, die bei anderen Arbeitgebern mutmaßlich geringe Chancen hätten. Außerdem zahlt das Unternehmen verschiedene Steuern, von denen München als Stadt des Unternehmenshauptsitzes sicher deutlich stärker profitiert als der Rest Deutschlands. Sozusagen Bayern first. Bis hierhin hat Markus Söder alles richtig gemacht.
Ab hier, nämlich wenn man genauer hinschaut, wird es deutlich schwieriger mit dem richtig gemacht.
Erwiesenermaßen führt regelmäßiges Essen von amerikanischem Fast Food mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Diabetes, Adipositas und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Iss dich krank. Es zahlt das deutsche Gesundheitssystem. Wenn man den Steuereinnahmen die Gesundheitsausgaben gegenüberstellt, dann sollte man sich als wirtschaftlich denkender Mensch nicht in den Dienst dieses Unternehmens stellen lassen.
Darüber hinaus befeuert die massive Fleischproduktion für die Burgerberge den Klimawandel. Niemand glaubt ernsthaft daran, dass die niedrigen Preise Folge einer ethisch korrekten und ökologisch nachhaltigen Tierhaltung seien. Obenauf muss erst alles verpackt, dann ausgepackt und schließlich die Verpackung weggeworfen werden. Es bleibt ein großer Haufen Müll.
Der wird von den Arbeitnehmern weggeräumt, die wenig verdienen und dafür unsicher beschäftigt sind. Der Arbeitgeber weiß die relative Abhängigkeit seiner Arbeitnehmer gut für sich zu nutzen.
Der eigentliche Skandal ist nicht die Nähe zu Trump. Der eigentliche Skandal ist der fehlende wirtschaftliche und moralische Kompass des Parteivorsitzenden der CSU.
Natürlich trägt das Franchise durch die Bereitstellung von Arbeitsplätzen, die dazugehörigen Wertschöpfungsketten und Steuerabgaben zur deutschen Volkswirtschaft bei. Diese Vorteile werden, wenn man das größere Bild in den Blick nimmt, teuer erkauft. Wer sich selbst gegenüber ehrlich ist, weiß, dass dieses Geschäftsmodell aus der Zeit gefallen ist. Deutschlands Gesundheitssystem wird eine große Last aufgezwungen und die Schäden an der Umwelt werden schlicht ausgeblendet.
Der eigentliche Skandal ist, dass Politiker Fritteusenfotos zur Selbstdarstellung nutzen und alle wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und moralischen Fragen ausblenden. Der fehlende innere Kompass ist bei Politikern normal geworden. Das ist der eigentliche Skandal!
Zuletzt, und das sollte insbesondere im Freistaat Bayern ins Gewicht fallen, steht das Unternehmen McDonalds im krassen Gegensatz zur bayerischen DNA aus Tradition, Kultur und ausgeprägtem Regionalstolz. Wer von Dr. Söder frittierte Pommes und Burger isst, der trinkt nicht gleichzeitig in Geselligkeit und Gastfreundschaft sein Weißbier im Biergarten, sondern finanziert einen international tätigen amerikanischen Konzern.