Hütt, Wolfgang: Was Bilder erzählen. Eine Einführung in die Malerei und Graphik und in die Kunst, Bilder zu betrachten, Der Kinderbuchverlag Berlin
In dem Buch mit dem vollmundigen Titel „Was Bilder erzählen. Eine Einführung in die Malerei und Graphik und in die Kunst, Bilder zu betrachten“ unternimmt Wolfgang Hütt eine kleine Kulturgeschichte am Beispiel der Kunstgeschichte. Das Buch richtet sich an Kinder ab 12 Jahren. Dem Titel wird das Buch nicht gerecht, denn Hütt blickt darin äußerst konsequent – bis ins Groteske hinein – durch die Brille seiner Zeit und seiner Gesellschaftsordnung.
Hütt lebte in der Deutschen Demokratischen Republik, kurz DDR, und als scheinbar überzeugter Sozialist entdeckt er in der Kunst einen ständigen Kampf für eine gerechte, sozialistische Gesellschaftsordnung. Die Bilder der Niederländer aus der Zeit des Barock werden zum
„Ausdruck eines gemeinschaftsstolzen Bürgergeistes, in dem die Tradition der revolutionären Kämpfe fortlebte.“
Und auch den Impressionismus weiß Hütt zu deuten.
„Wie Gauguin begannen damals viele Künstler, der ihnen verhassten kapitalistischen Wirklichkeit den Rücken zu kehren.“
In kapitalistischen Ländern
„betrachten die Kunsthändler Gemälde vor allem als eine Ware, die mit Gewinn verkauft werden soll. Es gibt Millionäre, die für diese Ware jeden Preis zahlen. (…) Nicht nur die Liebe zur Kunst, auch die Gier nach Ruhm und noch mehr Geld bewegt in den kapitalistischen Ländern viele dazu, teure Kunstwerke zu erwerben.“
Das ist es wohl, was man Demagogie nennt.
Bilddeutung durch die Brille
Dieses Buch macht deutlich, dass die Deutung von Kunst (Bildern) immer auch abhängig ist von der Brille, die der Betrachter trägt. Wenn der geschichtliche Hintergrund nicht so ernst und voller Tragödien wäre, man müsste über die angebotenen Deutungen mehrfach lachen. Aber so verdreht man die Augen und überlegt, ob man vielleicht eine eigene ideologische Brille trägt, die man eben nicht wahrnimmt, weil sie zu nah vor den Augen ist.
Die DDR gibt es nicht mehr, heute wird das Gebiet als Ostdeutschland bezeichnet und in baldiger Zukunft hoffentlich nur noch östliches Deutschland. Das sozialistische System der DDR ist verschwunden, die Gegenden entideologisiert und somit ist „Was Bilder erzählen“ innerhalb kürzester Zeit komplett veraltet. Mit dem Staat DDR ist auch die Leserschaft für dieses Buch verschwunden.
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Ein Gedanke zu “Ein Kunstbuch zur Verführung der Jugend”