23. November 2024

Was Kinder brauchen: außen Regeln, innen Freiheit

jlgEs ist nun schon einige Zeit her, dass ich das Buch „Ohne Chaos geht es nicht. 13 Überlebenstipps für Familien“ von Jan-Uwe Rogge gelesen habe, vielleicht zwei Jahre. Gemerkt habe ich mir: Kinder brauchen eine Balance aus Struktur (Regeln) und Freiheit, um sich selbstbestimmtes Denken und Handeln anzueignen. Glücklicherweise habe ich damals ein paar Aufzeichnungen gemacht, so dass ich meine Erinnerung mit der Realität abgleichen kann.

In dreizehn Kapiteln – pro Überlebenstipp ein Kapitel – erklärt Rogge, wie Kinder zu erziehen wären. Die einzelnen Tipps sind annehmbar bis gut. Aber sie werden viel zu ausführlich erklärt und sind derart mit Beispielen überfrachtet, dass das konkrete Auffinden der Tipps anstrengender und langwieriger ist, als es sein müsste. Denn die einzelnen Tipps lassen sich zu wenigen Sätzen zusammenfassen.

Gute Tipps zu ausführlich erklärt

Zum Beispiel beschreibt Rogge im ersten Kapitel „Der Wert des Bummelns“, dass Bummeln dazu da sei, selbstbestimmt die „die Balance aus vor- und selbstbestimmter Zeit zu halten.“ Im zweiten Kapitel „Die Grenzen der Trödelei“ geht es darum, dass Kinder selber innerhalb eines verlässlichen Rahmens Verantwortung übernehmen sollen. Sofern die Kinder hierbei die Konsequenzen überblicken können, müssen sie diese auch selber tragen. „Erziehung meint auch, Kinder Verantwortung übernehmen zu lassen.“ Oder wie es sinngemäß bei Spiderman heißt: auf große Macht folgt große Verantwortung.

In einem späteren Kapitel lautet der Ratschlag, dass das Zubettgehen ritualisiert werden sollte. Dies beruhigt und erleichtert das Einschlafen. Schwierigkeiten beim Zubettgehen und mit dem Durchschlafen seien normal und mehr vom Temperament des Kindes abhängig als von der Erziehung. Rogge nimmt den besorgten Eltern die Last der Furcht, irgendwas falsch zu machen. Dies ist eine wichtige Erleichterung.

Dann gibt es nach Rogge noch den Irrglauben, dass Erziehung immer ganz eindeutig zu sein habe. Er argumentiert, dass unterschiedliche Erziehungstile nicht schaden würden, da ein Kind spätestens in der Kita mit anderen Erziehungsweisen konfrontiert würde. Viel wichtiger sei, das schreibt er im Kapitel „Die Zeitnot der Väter“, dass die Eltern die gemeinsame Zeit mit dem Kind sinnvoll dosieren und dafür aber intensiv erleben sollen. Es bringt nichts, viel Zeit mit den Kindern zu verbringen, wenn man nicht auch voll dabei ist.

Chaos braucht Grenzen

Überleben mit den Überlebenstipps ist einfach, ohne geht es aber auch. Denn die entscheidende Botschaft des Buchs lässt sich tatsächlich in wenigen Zeilen zusammenfassen. „Ohne Chaos geht es nicht“ sagt es schon aus: Chaos ist für Kinder notwendig. Passenderweise trägt das Vorgängerbuch Rogges‘ den Titel „Kinder brauchen Grenzen“, so dass sich die Titel der beiden Bücher ergänzen. Chaos ist notwendig, damit Kinder Freiraum haben, um Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Und Chaos kann man nur zulassen, wenn es an durch sinnvolle, nachvollziehbare Grenzen (Regeln) begrenzt ist, damit es nicht ausufern kann.

Es mag richtig und nachvollziehbar sein, was Rogge schreibt, aber man braucht keine 187 Seiten, um diese Botschaft zu vermitteln.

Rogge, Jan-Uwe: Ohne Chaos geht es nicht. 13 Überlebenstipps für Familien, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbeck bei Hamburg 2001, 8. Auflage 2008 bei Amazon bestellen

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