19. März 2024

Völlig lieblos – das Brettspiel „Frozen“

Gedanken zur Brettspielesammlung „Frozen“ (Die Eiskönigin) von Educa

brettspielIn Hollywood heißt es, ein erfolgreicher Film trage zehn weniger erfolgreiche Filme mit. Darum müssten diese „Bestseller“ auf vielen Kanälen ausgewertet werden, es geht um enorme Geldsummen. Zum Beispiel kann man an Juniortüten-Beilagen abschätzen, welcher Film bald in die Kinos kommen wird. Noch immer wird werden Bettwäsche, Kindertassen und jeder Kram mit Anna und Elsa verkauft, auch wenn der 2013 erschienene Film „Die Eiskönigen – Völlig unverfroren“ schon fast fünf Jahre alt ist.

All dies ist für mich nachvollziehbar.

Dann jedoch gibt es diese Lizenzprodukte, die Standardware in schlechter Qualität verkaufen – aber eben mit den Gesichtern der bekannten Zeichentrickfiguren darauf. Ein besonders eklatantes, weil besonders lieblos umgesetztes Beispiel ist die Brettspielesammlung „Frozen“ von Educa, die mit einem „Special Set 8 in 1“ wirbt. Das gesamte Paket wirkt, als sei es nur darum gegangen, möglichst billig für den maximalen Profit zu produzieren. Herausgekommen ist ein völlig liebloses Pappmonster.

Pappplättchen statt Spielfiguren

chipsEin erster Hinweis darauf ist die Verpackung, auf der nur der englische Titel des Films abgedruckt ist (was ich nicht schlimm finde) und auf der dann in gleich fünf Sprachen darauf hingewiesen wird, dass acht klassische Brettspiele enthalten sind. Dies ist nicht schön und nicht wertschätzend, sagt jedoch noch nichts über die Qualität des Produkts aus.

Die niedrige Qualität des Produkts zeigt sich dann bei den Spielfiguren, den nicht vorhandenen. Wahrscheinlich hat man, um weiter Kosten zu sparen, auf echte Figuren verzichtet und stattdessen auf platte Pappplättchen zurückgegriffen, die etwa so klein sind wie eine 1-Cent-Münze. Schon für Erwachsene sind diese Plättchen schlecht zu greifen. Kinder haben damit noch größere Probleme. Das Spielen ist frustrierend, zumal die Plättchen zusätzlich so leicht sind, dass sie schon bei kleineren Rucklern verrutschen.

Spiel „Mensch ärgere dich“

Aber auch die Spielbretter der bekanntesten Brettspiele wurden lieblos umgesetzt. Das Brett für das Spiel „Mensch ärgere dich nicht“ hat gleich für unsere Spielgewohnheiten mehrere problematische Stellen. Es geht los mit dem Start. Auf welches Feld soll man seine Figur setzen, wenn man eine „6“ gewürfelt hat? In welche Richtung soll man loslaufen? Und falls man aus Gewohnheit im Uhrzeigersinn läuft, dann ist man sehr bald im rettenden Ziel. Denn die Zieleingänge befinden sich nicht rechts, sondern links vom Startpunkt.
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Wenn man es geschafft hat, sich auf ein Startfeld zu einigen, folgt die nächste Schwierigkeit. Die Spielfiguren sind an sich schon motorisch schwer handhabbar und nun sind sie exakt so groß, wie ein einzelnes Spielfeld. Schon kleine Ungenauigkeiten beim Ziehen führen dazu, dass man nicht mehr genau weiß, wo man gewesen ist. Zuletzt haben die Kinder Probleme an den Ecken in der Spielmitte, da diese Felder angeschrägt dargestellt sind und obwohl die Spielplättchen so klein sind, sind sie größer als ein einzelnes Feld. Das lädt zu wiederholten Fehlzügen und Frustration ein, zumal sich die Plättchen, wie schon oben beschrieben, bei der leichtesten Berührung verschieben.

Aus „völlig unverfroren“ wird „völlig lieblos“.

Spiel „Leiterlaufen“

brett2_2Eigentlich kann man bei dem Spiel „Leiterlaufen“ nicht viel falsch machen. Aber das, was falsch laufen kann, lief auch falsch. Ein Kind, welches noch keine Zahlen lesen kann, hat zum Beispiel keine Orientierung, in welche Richtung es gehen darf. Ob von oben nach unten, von links nach rechts oder alles genauso nur anders herum. Es bereitet dem Kind keinen Spielspaß, wenn der Erwachsene, immer die Richtung vorgeben muss. Dabei wäre es leicht gewesen, die einzelnen „Level“ durch etwas dickere Balken voneinander zu trennen, um den Verlauf anzuzeigen.

Vielleicht stört es Kinder nicht, aber mich hat es gestört, dass dieselbe Anna-und-Elsa-Abkürzung ebenso dreimal auf dem Brett vorhanden ist wie das Monster-und-Olaf-Zurückwerfen. Dadurch wirkt das Brett zwar voll, aber leider ist es nur voller Kopien. Auch dieses Spiel ist völlig lieblos umgesetzt.

Die weiteren Spiele haben wir nicht mehr gespielt und ich habe mich bemüht, die Pappschachtel jedes Mal ein wenig weiter nach unten im Spielestapel wandern zu lassen. Ich finde es unverschämt, dass ein Lizenzprodukt so derart völlig lieblos umgesetzt wird. Mittlerweile habe ich die Box heimlich in den Keller verfrachtet. Fehlen tut sie niemandem.

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