Die Autoren des Buchs „Erneuerbare Energien“ Peter Hennicke und Manfred Fischedick haben eine Botschaft. Eine, die sagt, wie die Welt verbessert werden könnte. Weltverbesserer, die die moralische Keule schwingen, sind die beiden Autoren jedoch nicht. Vielmehr vermitteln sie ihre Botschaft als Wissenschaftler und argumentieren angenehm sachlich. Dies funktioniert, da sich die Botschaft mit einer sehr wahrscheinlich auf uns zukommenden Realität deckt.
Es geht darum, und das ist eigentlich jedem heute in der westlichen Welt bewusst (genauso gerne drückt man die Augen davor zu), dass die fossilen Ressourcen der Erde – Öl, Erdgas, Uran und Kohle – endlich sind. Nicht ganz so bekannt ist, dass sie bei gleichbleibenden Verbrauch ziemlich sicher in den nächsten rund hundert Jahren aufgebraucht sein werden, eher früher. Die Frage ist nicht ob, sondern wann. Die endlichen, fossilen Energieträger müssen also bald von den „unendlichen“ Erneuerbaren ersetzt werden.
Mit Photovoltaik, Wasser- und Windkraft stellen die Autoren die wichtigsten und bekanntesten Möglichkeiten der Erzeugung erneuerbarer Energien mit ihren Möglichkeiten und Einschränkungen vor.
Klassische Situation von Marktversagen oder der ausstehende Sprung über die Wirtschaftlichkeitsschwelle
Nun argumentieren Kritiker der erneuerbaren Energien, dass diese nicht wirtschaftlich seien. Hennicke und Fischedick argumentieren dagegen, dies sei nur so, weil die wirtschaftlichen Folgekosten der fossilen Energien nicht mit eingerechnet würden. Aktuell basiert die wirtschaftliche Rechnung der fossilen Energieerzeugung auf Ausbeutung – Ausbeutung der Ressourcen der Erde, aber auch der folgenden Generationen, denen einerseits die fossilen Ressourcen nicht zur Verfügung stehen und die andererseits mit den Folgen des Klimawandels umgehen müssen. Wenn also die klassischen Energien heute wirtschaftlicher sind, dann nur, weil nicht alle Folgekosten bedacht werden.
Die klassischen, großen Energieanbieter sind zudem kein Freund der erneuerbaren Energien, da sie davon keinen wirtschaftlichen Nutzen haben. Die alten Kraftwerke sind errichtet, sind abbezahlt und werfen nun Rendite ab. Solange die Grundannahmen falsch sind, solange kann der Sprung über die Wirtschaftlichkeitsschwelle für die erneuerbaren Energien nicht gelingen. Fischedick und Hennicke sprechen darum von einer klassischen Situation von Marktversagen. Der Energiemarkt reguliert sich nach unvollständigen ökonomischen Maßstäben, die ausgerechnet die zukunftsrelevanten Faktoren des Klimawandels, der Umweltverschmutzung und auch des Energiebedarfs kommender Generationen nicht beachten.
Wunsch nach Einmischung durch die Politik
Darum fordern die Autoren, dass die Politik neue Rahmenbedingungen schaffen soll, die dieses Marktversagen berichtigen. Ein politisch erzeugter Markt für erneuerbare Energien. Denn unter Einpreisung aller relevanten Faktoren, so die Autoren des Buchs, ist es am wirtschaftlichsten, wenn man möglichst bald auf die erneuerbaren Energien umstellt.
Die Energieversorgung der Zukunft – nicht ohne Effizienz
Doch neben den politischen und wirtschaftlichen Hürden gibt es auch noch technische Schwierigkeiten. Bei weitem sind die erneuerbaren Energieerzeuger nicht effizient genug und bringen nicht die benötigte Leistung. Schon gar nicht dauerhaft und nicht in Zeiten der Flaute (kein Wind, keine Sonne). Es fehlt außerdem noch eine Speichertechnologie, mit der man die erneuerbar gewonnene Energie längerfristig speichern kann. Wenn man so will, sind Gas, Kohle und in gewissem Sinne auch Uran solche Speicher, sie wurden über Millionen von Jahren von der Sonne aufgeladen und die Energie wird durch Verbrennung wieder freigesetzt.
Hinzu kommt das eher unscheinbare Thema der Energieeffizienz. Die Autoren argumentieren, dass jede Energie, die nicht benötigt wird, auch nicht produziert werden muss und darum die Einsparpotentiale durch eine bessere Energieeffizienz ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu einer Ökonomie der erneuerbaren Energien sind.
Insgesamt macht das Buch deutlich, dass wir im Hinblick auf die Energiewende noch lange nicht am Ziel sind. Die erwartbaren Innovationen von Wissenschaft und Ingenieurskunst alleine werden wahrscheinlich nicht reichen, um die Energiewende zu vollziehen. Weder bei der Erzeugung von Energie noch bei der Einsparung. Aus diesem Grund fordern die Autoren abschließend eine „verantwortungsbewusste Veränderung von Lebensstilen“.
Hennicke, Peter/ Fischedick, Manfred: Erneuerbare Energien. Mit Energieeffizienz zur Energiewende, C.H. Beck, München 2007