8. Dezember 2024

Kinder zeigen den Elefanten im Raum

Welche Lehre wirklich aus dem Interview von Kanzlerkandidat Armin Laschet durch die Kinderreporter Pauline und Romeo gezogen werden muss

Das Interview von Armin Laschet im Rahmen der Sendung „Late Night Berlin“ schlägt gerade, zumindest im Bereich der internetaffinen Gemeinde, Wellen. Die Kinderreporter Pauline und Romeo haben Laschet in diesem Interview ziemlich „gegrillt“, wie man so sagt.

Zur Verteidigung Laschets wird die Frage gestellt, ob die Kinder einen Knopf im Ohr hatten und sie nicht weniger als Marionetten waren im Auftrag politischer Einflussnahme. Natürlich hatten die Kinder Knöpfe im Ohr und fragten auf Anweisung – das ist offensichtlich. So offensichtlich wie auch die Frage danach eine bloße Scheinfrage ist.

Wenn man sich also nicht über den offensichtlichen Knopf im Ohr aufregen kann, woran hat sich Armin Laschet stattdessen gestört?

Auffällig war, dass Pauline und Romeo den Vorsitzenden der CDU beständig unterbrochen haben. Laschet konnte so nicht, wie sonst bei Politikern üblich, im typischen Politikersprech ohne Punkt und Komma über die Frage drüberwalzen. Vielleicht durften die Kinder nachhaken, weil sie eben Kinder sind. Vielleicht haben Sie (bzw. die dahinter agierende Redaktion) es einfach gemacht. In diesem Interview war also echtes Nachfragen möglich und daran ist Laschet gescheitert.

Durch die wiederholte Nachfrage gewann das Interview eine Tiefe, die Laschet erst unangenehm und schließlich lästig wurde. Eine Tiefe, die professionelle Journalisten offensichtlich nicht mehr erreichen können, weil die Politiker einerseits gelernt haben, sehr oberflächlich und breitflächig zu reden und es zum Zweiten die Regeln des modernen Interview gebieten, Politiker ausreden zu lassen. Wenn die Politiker dann ausgeredet haben, haben diese in ihren Redeschwall so viele inhaltliche Punkte angesprochen, dass jedes Nachhaken sinnlos ist.

Wir lernen, das Problem sind nicht die abgerichteten Kinder mit Knopf im Ohr. Schwierig ist eine Interviewsituation, bei der ausgebildete Journalisten sich durch einen Redeschwall den Mund verbieten lassen und nicht an den Stellen nachhaken, wo es wichtig wäre.

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