Filmkritik: Night of the living Deb (2015), Regie: Kyle Rankin
In der Zombie-Komödie „Night of the living Deb“ ist der finale Twist gleichzeitig die erste gute Idee des 85 minütigen Films. Bei dieser Ideenarmut läuft man Gefahr, diese eine Idee nicht mitzubekommen, denn schon nach nicht mal der Hälfte des Films hat man große Lust etwas anderes zu tun. Zu sehr ist die Handlung flaches Genrewerk und der Humor zu selten komisch.
Viel zu viele Klischees
Dabei macht das Wortspiel im Titel (Deb statt dead) Lust auf den Film. Man erwartet ein Genre-Mash-up aus Zombiefilm und Komödie. Verstärkt wird dieser Eindruck durch den auf dem DVD-Cover hergestellten Vergleich mit der Zombiekomödie „Shaun of the Dead“ (2004) – ein Vergleich, der enorm hinkt. Denn „Night of the living Deb“ versammelt leider hauptsächlich die typischsten Klischees beider Genres.
Auf Seiten der Komödie wäre es das Zusammentreffen zweier nicht zueinander passender Figuren, die sich nicht ausweichen können und sich am Ende ineinander verlieben. Im Genre des Zombiefilms wäre es eine Gruppe von Menschen, die nach und nach dezimiert wird, bis nur noch in einem großen Finale ein kleiner Rest übrig bleibt.
Und so geht der Film los: Die Kamerafrau Deb Clarington betrinkt sich und landet mit Ryan Waverly im Bett. Sie verbringen eine heiße Nacht miteinander – zumindest soll der Zuschauer dies denken. Sehen tut man wie in jeder Standardkomödie rein gar nichts und passiert ist, wie sich im Lauf des Films herausstellt, letztlich auch nichts – langweiliger geht es kaum. Deb erwacht am nächsten Morgen alleine in Ryans Bett, weil Ryan schon mit seiner Verlobten telefoniert und den vergangenen Abend als großen Fehler bezeichnet.
In der Zwischenzeit ist in derselben Nacht unbemerkt von den beiden eine (lokal begrenzte) Zombie-Apokalypse ausgebrochen. Während sich zwischen Ryan und Deb also eine Beziehung anbahnt, fressen sich Zombies durch die Gehirne der Nachbarn. Dies ist die Stärke des Films. Selbst mitten in Zombiehorden nähern sich die beiden Figuren einander romantisch an, sind mal zickig, mal verliebt. Ja, die Figuren selbst nehmen sich wichtiger als den Untergang der Welt um sie herum. Daraus entstehen lustige Momente.
Die wahren Zombies sind gleichermaßen die Handlung und die Figuren
Dass der Film dennoch nicht wirklich lustig ist, liegt an der einfallslosen Zusammenstellung der Figuren. Da trifft die nerdige bis spleenige Reporterin auf den verweichlichten, reichen Sohn. Es gibt die Ex-Verlobte, deren geld- und ruhmsüchtiges Gehabe so platt ist, dass selbst Panini-Bilder dreidimensional dagegen wirken. Insbesondere Ryans älterer, südstaatendummer Bruder mag die Ex-Verlobte sehr und auch der herzlos-harte Vater ist auf ihrer Seite. Außerdem ist der Vater zusätzlich an dem ganzen Schlamassel Schuld.
Die Figuren sind derart typisierte Genreversatzstücke, dass sie nicht weniger untot wirken als die Zombies. Sie passen quadratisch-praktisch-gut zueinander, bleiben dabei so profillos wie ein paar abgefahrene Reifen.
Da es wohl kaum einen Film gibt, dessen Figuren flach und langweilig sind und der dennoch mit einer spannenden Handlung glänzt, so ist auch die Handlung bei „Night of the living Deb“ bis auf das Ende weder spannend noch überraschend. Natürlich wird die hochnäsige Verlobte von Zombies überrannt, natürlich wird der Vater zur Rechenschaft gezogen und natürlich kriegen sich die beiden Hauptdarsteller am Ende. Die reinen Handlungsbestandteile sind es nicht wert, gesehen zu werden. Zu platt, zu bekannt. Natürlich wird auch das Figurenpersonal konsequent ausgedünnt, leider deutlich zu beiläufig. Selbst 13jährige Teenager, die gefährliche Dinge als Mutprobe tun, würden klüger und geschickter handeln.
Wann immer sie gebraucht werden: Zombies
Zu allem, was bisher geschrieben wurde, passen auch die Zombies. Sie sind erschreckend wenig erschreckend und gerade immer so schnell, wie es das Drehbuch gerade erfordert. Sie tauchen auch an exakt den Stellen auf, wo sie vom Drehbuch benötigt werden und das in der richtigen Anzahl. Ansonsten sind sie komplett unauffällig und schwimmen mit ihren durchschnittlichen Eigenschaften im Genre-Einerlei zuverlässig mit.
Humor out of character
Es bleibt eigentlich nur noch der Humor. Dieser entsteht, falls er entsteht, weil die beiden Hauptfiguren im Zweifel den Beziehungskonflikt wichtiger nehmen als die Flucht vor der Zombie-Apokalypse. Aber echten Sinn macht das Zombie-Setting in „Night of the living Deb“ nicht, weil es kaum in den Humor mit einbezogen wird. Die Witze funktionieren unabhängig davon.
Häufiger funktioniert die Komik allerdings nicht, weil die Figuren für den Witz „out of charakter“ gehen. Sie verhalten sich anders, als man es aufgrund der bisherigen Figurendarstellung erwarten dürfte. Für einen Witz wird also die Figur beschädigt und das beschädigt den Film. Das ist übrigens nicht witzig. In guten Komödien bleiben die Figuren bei sich und in der Handlung des Films.
Diese eine Idee
Als der Film dann fast geschafft ist und alles auf eine Rettung in letzter Sekunde hindeutet, wird Deb doch noch von einem Zombie gebissen. Ryan, der ihr gerade seine Liebe gesteht, kann den Zombie töten. Die gemeinsame Flucht endet auf dem Dach des Fernsehsenders in einer Sackgasse. Mit jeder Minute wird Deb schwächer, hungriger und fiebriger. Zuletzt bietet ihr Ryan aus Liebe seinen Arm zum Beißen an, doch dann werden die beiden von Sanitätern gerettet, die sich durch die Zombies durchgekämpft haben. Sogar Deb wird gerettet, denn das Zombievirus wird nicht durch einen Biss übertragen, sondern einzig und allein verseuchtes Leitungswasser ist der Grund der Ansteckung, so dass dem Liebes-Happy-End nichts im Wege steht.
Insgesamt ist der Film „Night of the living Deb“ wenig interessantes Mittelmaß. Die Zombies laufen im Genre mit, die Handlung bedient sich ebenso wie die Figuren bei bekannten Versatzstücken der Genres Zombiefilm und Komödie und der Humor bleibt allenfalls lauwarm. Die Idee, dass Zombiebisse nicht zu einer Ansteckung führen, war die wahrlich einzig interessante Idee in 85 Minuten Filmdauer und das rechtfertigt natürlich nicht den enormen Zeiteinsatz der Zuschauer. Insgesamt ist „Night of the living Deb“ genauso blutarm wie seine Zombies, deren Bisse nicht einmal infektiös sind. Schade um die Zeit.