Am Tag des offenen Denkmals öffnete die Fabrikarbeiterwohnung der Werkssiedlung „Bayerische Kraftwerke AG“ ihre Holztüre. Sie wurde auf die Zeit des Erstbezugs 1924 zurückgebaut. Besonders eindrucksvoll war, wie viel Ruhe eine solche einfach und reduziert eingerichtete Wohnung ausstrahlt. Wenn man nur Soda, Sand und Seife zum Säubern hat, dann kommt man damit auch aus. Heute hat man die Wahl zwischen Allzweckreiniger, Glasreiniger, Badreiniger, Cerankochfeldreiniger, Abflussreiniger, Backofenreiniger und vielen anderen, die mir nicht einfallen.
Die Wohnung mit Stand 1924 ist quasi ein Loblied der Entschleunigung und der Einfachheit.
Verbesserungspotential gibt es noch bei der Treue zum selbstgesteckten Anspruch. Denn auf dem Klo lag noch ein „Öttinger- und Burghauser-Anzeiger“ aus dem Jahr 1938 mit dem Aufmacher: „Ganz Deutschland steht hinter Adolf Hitler“. Davon habe ich noch ein Foto gemacht, weil es so skurril ist, von dem Kerzenständer aus dem Jahre 1943, bei dem 19 und die 43 ein Hakenkreuz einfassen, habe ich kein Foto mehr gemacht. Der Kerzenständer war nicht nur deplatziert, sondern auch noch hässlich.