29. März 2024

Grausamkeit und Langeweile im Australien des 19. Jahrhunderts

Jonathan auf der Heide: Van Diemen’s Land (Störkanal-Reihe)

Der Film „Van Diemen’s“ Land handelt von einer Gruppe Gefangener, die 1822 aus ihrem Gefangenenlager in Australien ausbrechen und denen auf der Flucht die Vorräte und Kräfte ausgehen. In den dichten Wäldern Tasmaniens (wie die Hülle verrät) leben keine Tiere, wachsen keine essbaren Pflanzen und scheinbar sind nicht einmal Insekten vorhanden. Eine Art wuchernder Wald, lebendig wie der Mond.

In der Folge dezimiert sich die Gruppe durch Kannibalismus, bis am Ende nur noch einer übrig bleibt, der schlussendlich wieder im Gefangenenlager landet (wie dies geschieht, wird nicht mehr gezeigt).

Ambitionierte Kamera ohne Durchschlagskraft

All dies wird gezeigt in langen Landschaftseinstellungen, in denen zumeist wenig passiert und in Detaileinstellungen, die zeigen, dass das Leben auch hässlich sein kann. Böse blickende Augen, offene Münder. Details, die hässlich wirken können, wenn sie nur nahe genug aufgenommen sind. Trotz dieser ambitionierten Kameraarbeit berührt der Film nicht.

Denn es fehlt die Nähe zu den Figuren. Zu Beginn des Films wird die Größe und Zusammensetzung der Gruppe nicht klar. Der Zuschauer bekommt kein Angebot, welcher der Figuren er sich anvertrauen soll, aller werden als gleichermaßen miserable Wesen dargestellt. Zudem erfährt man auch über die Motivation und die Hintergründe der einzelnen Figuren kaum etwas. Somit scheint es eher zwangsläufig als grausam, wenn sich die Figuren später dem Kannibalismus zuwenden.

Tabubruch Kannibalismus als Schauwert

Jonathan auf der Heide: Van Diemen’s LandDiese durch Kamera und Inszenierung aufgebaute Distanz gehört sicher zum Konzept des Films und doch scheinen die Figuren darum austauschbar. Ohne Identifikation wird allerdings aus der ambitionierten Kameraarbeit ein hohler Ästhetizismus des Ekligen und das intensive Schauspiel verschwindet hinter dem Schauwert des moralischen Tabubruchs.

Insgesamt will der Film in eindrucksvollen Einstellungen die hässliche Seite des Menschen, die bei Hunger, Auszehrung und Misstrauen zutage tritt, zeigen. Durch die fehlende Nähe zu den Figuren wirkt der Film allenfalls bemüht, teilweise leer.

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